Letzte Aktualisierung am 07.02.2020
Eine hohe Leistungsbereitschaft prägt den möglichen Trainings- und Wettkampferfolg maßgebend. Doch wie
formbar ist die Leistungsbereitschaft einer Person? In einer Studie(1) wurde die Wirkung des Lobes auf die
Leistungsbereitschaft von 400 Grundschulkindern in den USA untersucht. Zu Beginn absolvierten alle Kinder denselben IQ-Test. Danach erhielten sie unterschiedliche Formen der Anerkennung. Im Ergebnis
zeigten Kinder eine sinkende Leistungsbereitschaft, wenn sie ein Lob für ihre Veranlagung (z. B. Intelligenz) erhielten. Kinder, die für ihre Leistungsbereitschaft gelobt wurden, zeigten sich danach
hingegen wesentlich leistungsbereiter und leistungsfähiger.
Ausschlaggebend ist das menschliche Grundmotiv der Anerkennung. Die Kinder beider Gruppen versuchten demnach zu
reproduzieren, wofür sie zuvor Anerkennung erhielten. Wird nur die Veranlagung gelobt, bildet die Reproduktion des vorherigen Ergebnisses ein Handlungsmotiv. Schwierigere Aufgaben würden dann eher
abgelehnt, da das Kind im Falle des Scheiterns einen Verlust der Anerkennung fürchtet. Droht die Reproduktion des Ergebnisses zu misslingen, nimmt die Leistungsbereitschaft schon während des
Versuches ab.
Aus demselben Grund kann Anerkennung von Leistungsbereitschaft zu einer höheren Leistungsbereitschaft führen.
Diese Erkenntnisse sind laut der Autorin der Studie altersunabhängig auf den Sport übertragbar. Die Leistungsbereitschaft von Trainierenden ist demnach stark von der Trainings- und
Wettkampfkommunikation abhängig. Für die Praxis leiten wir daher folgende Empfehlungen ab:
-
Fordere Leistungsbereitschaft ein und erkenne sie an.
-
Erkenne den Aufwand an, nicht die Fähigkeit oder Veranlagung.
-
Erkenne vorhandene Leistungsbereitschaft auch bei Misserfolgen oder Fehlversuchen an.
-
Sprich über Entwicklungen, nicht über Zustände.
Unter der Abbildung beschreiben wir die Untersuchung im Detail. Ähnliche Themen und konkrete
Handlungsbeispiele besprechen wir in unserem Trainercoaching und an unseren Fachabenden.
1
Ausgangstest und Anerkennung
400 Kinder wurden in zwei Gruppen eingeteilt und absolvierten denselben IQ-Test. Der Test war so einfach, dass
alle Kinder ein gutes Ergebnis erzielen konnten. Anschließend wurde jedes Kind für das Ergebnis gelobt. Den Kindern der roten Gruppe wurde zudem gesagt, dass sie bestimmt sehr schlau seien. Den Kindern
der grünen Gruppe wurde hingegen gesagt,
das sie sich bestimmt sehr angestrengt hätten.
2
Fortsetzung und Leistungsbereitschaft
Nach dem erhaltenen Lob, galt es sich für einen zweiten Test zu entscheiden. Die Kinder konnten zwischen einem
ähnlichen und einem schwierigeren Test wählen. In der grünen Gruppe entschieden sich 92 % der Kinder für den schwierigeren Test. Dahingegen entschieden sich nur
33 % der Kinder aus der roten Gruppe für den schwierigeren Test.
3
Motiv, Ursache und Wirkung
Anerkennung ist ein Grundmotiv des Menschen, das von Person zu Person unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Die
Kinder der grünen Gruppe erhielten
Anerkennung für ihre Leistungsbereitschaft. So zeigten sie eine hohe Leistungsbereitschaft und entschieden sich mehrheitlich für den schwierigeren Test. Die Kinder der roten Gruppe wurden hingegen für ihr Ergebnis und ihre Intelligenz
gelobt. Für sie war es demnach wichtig, dieses Ergebnis zu reproduzieren, um die erhaltene Anerkennung nicht zu gefährden. Sie entschieden sich mehrheitlich für den einfacheren Test, was als eine
geringere Leistungsbereitschaft gedeutet werden kann.
4
Entwicklung der Leistungsbereitschaft
Danach erhielten alle Kinder einen sehr schwierigen IQ-Test, egal wofür sie sich zuvor entschieden haben. Als die
Kinder der roten Gruppe während des Tests
bemerkten, dass sie das Ergebnis des ersten Tests nicht reproduzieren würden, sank ihre Leistungsbereitschaft. Sie zeigten sich frustriert und brachen den Test teilweise ab. In der
grünen Gruppe zeigten die Kinder hingegen weiterhin
eine hohe Leistungsbereitschaft und hatten Spaß an den schwierigeren Testaufgaben.
5
Einfluss auf die Leistungsfähigkeit
Zum Abschluss absolvierten nochmal alle Kinder einen Test, der dem Schwierigkeitsgrad des ersten Tests entsprach.
Die Kinder der grünen Gruppen verbesserten ihr Ergebnis im Vergleich zum ersten Test um durchschnittlich 30
%. In der roten
Gruppe verschlechterte sich das Ergebnis hingegen durchschnittlich um 20 %.
(1) Titel und
Autoren der Untersuchung
Carol Dweck - A Study on Praise and Mindsets
- Videolink -
Mueller, C. M., & Dweck, C. S. (1998). Praise for intelligence can undermine children's motivation and performance. Journal of Personality and Social
Psychology, 75(1), 33–52.